Freiwilliges Engagement ist eine zentrale Form von sozialer Teilhabe in der Gesellschaft und damit auch eine ihrer wichtigen Säule. Auch im aktuellen Freiwilligensurvey von 2019 zeigt sich wieder, dass Menschen am häufigsten im Bereich „Sport und Bewegung“ engagiert sind. Entgegen einer landläufigen Meinung entwickeln sich die Zahlen derer, die sich engagieren, seit Jahren positiv. Allerdings verwenden die einzelnen Personen weniger Zeit für ihr Engagement. Zudem wird es immer schwerer Menschen zu finden, die sich in Vereins-Führungspositionen einbringen wollen. Ein Grund dafür ist oft auch die eigene Vereinssatzung, die vermeintlich festgezurrte und wenig attraktive Strukturen vorgibt. Der „Erste Vorsitzende“ ist in vielen Fällen dann auch die Person, an der automatisch alles hängen bleibt, was nicht zu anderen Verantwortlichen passt.
Der TSV Meßstetten hat dies bereits 2014 erkannt. Nachdem sich der langjährige erste Vorsitzende aus seinem Amt zurückzog, überdachte der Verein seine Struktur. Insbesondere das Kriterium, die Arbeit im Vorstand auf möglichst viele Schultern zu verteilen, um kleine Aufgabenpäckchen vorzuhalten, beschäftigte die Vereinsmacher. In einem vereinsinternen Workshop führte man eine umfassende Analyse durch, stellte Positives heraus und machte auch aus den Stolperstellen keinen Hehl. Letztlich installierte man im damals noch rund 1250 Mitglieder starken Verein, sieben Vorstandsmitglieder. Jedem Vorstand wurde ein Resort zugeordnet und der klassische „Erste Vorsitzende“ war damit Vergangenheit. In der Folge wurden noch zusätzliche Referenten zu den jeweiligen Vorstands-Resorts zur Unterstützung angeworben. So gibt es zum Beispiel einen Referenten für Versicherungsangelegenheiten oder einen Pressereferenten, der den Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Ein weiterer Baustein in der Struktur des TSV Meßstetten war die Installation zunächst einer, inzwischen zweier Minijob-Kräfte auf der Geschäftsstelle und einem Minijob-Buchhalter. „Der Vorstand soll sich mit kreativen Themen beschäftigen und nicht mit der trockenen Organisation“ erklärt Patricia Bodmer, die im TSV Meßstetten als Vorstand Öffentlichkeitsarbeit aktiv ist und den Strukturwandel mit vorantrieb. Sie ergänzt. „Wichtig war uns im Verein insbesondere, dass die Arbeit im Vorstand auch Spaß macht.“
Der Lohn für das Tun: Aufgrund der kleinen Aufgabengebiete konnten die Vereins-Themen besser bearbeitet werden. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde intensiviert, die Angebote zeitgemäß überarbeitet und plötzlich fanden viele neue Mitglieder in den Verein (1450 in 2020). Auch in der Corona-Zeit versuchte der TSV mit kreativen Angeboten die Mitglieder an sich zu binden. Mit dem vereinseigenen Kursbuchungsmodul wurde sogar, in Kooperation mit der Gemeinde, auch noch der Kinderspielplatz Corona-gerecht buchbar. Für den TSV Meßstetten hat sich die Änderung der Vereins-Führungsstruktur allemal gelohnt. Die Empfehlung des TSV an alle anderen Vereine ist daher auch, ihre Struktur zu überdenken und die Struktur den Engagement-Möglichkeiten anzupassen.
Zur Website des TSV Meßstetten geht es hier entlang.