Jeder, der in einem Verein aktiv ist, kennt das. Ein Fest steht an, es wird nach Helfern gesucht. Meistens sind es dieselben, die sich sofort melden. Doch die Suche nach weiteren Aufbauern, Grillmeistern, Brötchenschmierern, Getränkeausschenkern oder Spülmaschineneinräumern gestaltet sich zäh und schwierig. Genauso wie die Suche nach Freiwilligen, die den Verein nicht nur bei einzelnen Festen, sondern sogar regelmäßig ehrenamtlich unterstützen. Als Kampfrichter, (Jugend-)Trainer oder im Vorstand, zum Beispiel.
Manche Vereine haben sich mit der leidigen Suche arrangiert, es gibt aber auch Konzepte, die den Helfermangel versuchen auszugleichen. Ein sehr erfolgreiches haben die LINDEN DUDES e.V. entwickelt, ein Basketballverein aus Hannover.
Entstanden sind die LINDEN DUDES im Jahr 2009 „aus einer Bierlaune heraus“, wie der Vorstandsvorsitzende des Clubs, Paul Lübow, erzählt. Zunächst schloss man sich mit zwei Basketball-Teams einem bestehenden Verein an, 2011 wurden dann die LINDEN DUDES gegründet. Es ging familiär zu in der Anfangszeit. „Alle haben mit angepackt, bei Helfereinsätzen musste man nicht lange nach Freiwilligen suchen“, sagt Paul Lübow.
"Es waren immer dieselben, die sich aufopferten."
Paul Lübow, Vorstandsvorsitzender der LINDEN DUDES e.V.
Doch der Verein wuchs. Immer mehr neue Mitglieder kamen dazu, bald hatten die DUDES fünf Seniorenteams und eine eigene Jugendarbeit. Was auf der einen Seite erfreulich war, brachte auf der anderen bis dahin ungeahnte Probleme mit sich. Paul Lübow erinnert sich: „Wir haben schnell gemerkt, je mehr Leute dazu kamen, desto schwieriger war es, sie alle zum Mitmachen zu bewegen. Es waren immer dieselben, die sich aufopferten. Aber wir haben uns von Beginn an als Engagementverein verstanden, als Solidargemeinschaft, und das wollten wir auch bleiben. Bei uns soll jeder mit anpacken.“
Als der Ärger unter den Mitgliedern größer wurde, beschloss man, etwas dagegen zu tun, um die vielen anfallenden Vereinsaufgaben auch in Zukunft gleichmäßig auf alle zu verteilen. Der Vorstand erarbeitete ein Konzept, das vor allem gerecht sein sollte. Das Konzept war kein Schnellschuss, im Gegenteil. Zwei Jahre lang wurde überlegt und getüftelt, verworfen und weiterentwickelt. Bis schließlich ein ausgeklügeltes Punkte-System feststand, dass „Dudes-Engagement-Credit Point-System“, kurz DECPS genannt wurde. „Wir verstehen uns als Marke und wollten einen Namen, der dazu passt“, sagt Paul Lübow.
Mittlerweile hat der Verein mehr als 200 Mitglieder und alle haben das System akzeptiert. „Es finden natürlich nicht alle gut, aber wir schaffen es so, dass sich jeder engagiert und letztlich profitieren alle davon“, sagt der Vorstandsvorsitzende.
„Wenn jemand ganz toll Klarinette spielt und bei unseren Spielen eine Titelmelodie zum Besten geben möchte – warum nicht?"
Paul Lübow zur Flexibilität des Systems
Das Engagement ist dabei auf zwei Bereiche aufgeteilt: Aufgaben, die man für sein eigenes Team übernimmt (blaue Punkte, z. B. Kampfgerichtsbeauftragter, Teammanager, Team-Finanzmanager, Teamreporter usw.) sowie Aufgaben, die den gesamten Verein betreffen (orangene Punkte, z. B. Vorstandsaufgaben, Freiwilligenkoordination, Helfereinsätze usw.). Insgesamt müssen pro Saison 25 Punkte aus der orangenen Kategorie und 10 aus der blauen Kategorie erreicht werden. Außerdem können Punkte auch für andere Engagements-Ideen angerechnet werden. „Wenn jemand ganz toll Klarinette spielt und bei unseren Spielen eine Titelmelodie zum Besten geben möchte – warum nicht? Auch das ist Engagement, das wir mit Punkten belohnen“, erklärt Paul Lübow.
Punkte, die von einem einzelnen Spieler nicht eingebracht wurden, werden in Euro umgerechnet und müssen an den Verein gezahlt werden. Wer mehr Punkte sammelt als nötig, wird am Ende der Saison mit einer Ehrung inklusive Geschenk belohnt.
Das Punktesystem hat sich bezahlt gemacht. „Natürlich gibt es immer noch diejenigen, die keine Lust darauf haben, aber wir haben auch sehr viele positive Beispiele von Mitgliedern, die zuvor gar nichts gemacht haben und jetzt sogar im Vorstand aktiv sind“, sagt Paul Lübow.
Für ihn ist es wichtig, dass das System transparent ist und immer wieder überprüft und überarbeitet wird. „In manchen Jahren braucht man zum Beispiel mehr Schiedsrichter, dann gibt es dafür auch mehr Punkte, um den Anreiz zu erhöhen“, erklärt Paul Lübow.
Die Weichen sind bei den LINDEN DUDES e.V. aus Hannover gestellt. Das ehrenamtliche Engagement ist gesichert. Und damit ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Zukunft.
Weitere Informationen zum Verein und zum DECPS gibt es hier.