Im Interview spricht STB-Präsident Wolfgang Drexler über den STB-Geburtstag, das Außenbild des Turnerbunds und erklärt warum Sport wichtiger als Sex ist.
Wolfgang, oft fragt man sich bei solch einem Jubiläum, wie altmodisch ist das denn? Wo sind die jungen Leute hier? Und denkt sich dann: Lange wird das nicht mehr gut gehen! Lasst uns schon einmal den Abgesang einläuten.
170 Jahre sind natürlich eine lange Zeit und es ist eine enorme Leistung, egal was für ein „Projekt“ man so lange am Leben hält. Es besteht aber natürlich auch immer die Gefahr, dass man über die Jahre verstaubt. Und deshalb bin ich froh, dass das beim Schwäbischen Turnerbund und seinen Vereinen nicht der Fall ist.
Welche Gründe kannst Du anführen, um diese Aussage zu bestätigen?
Der Schwäbische Turnerbund ist mit seinen fast 700 000 gemeldeten Mitgliedern der größte Sportfachverband Baden-Württembergs. Im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen haben wir nun schon zum fünften Mal in Folge bei den Mitgliederzahlen ein Plus abgeliefert. Auch die Anzahl, der bei uns gemeldeten Vereine ist leicht gestiegen. Das zeigt, dass die Bewegungsangebote unserer Vereine attraktiv für die Bevölkerung sind.
Und genau darum ging es ja auch den Gründern des STB am 1. Mai 1848!
Ja. Seit Beginn der Turnbewegung in unserer Region ging es um Leibesübungen, Körper- und Bewegungskultur für die Bürger. Der Wettkampf kam erst später dazu.
Was wiederum zeigt, dass der Turn- und Sportverein seit seinen ersten Tagen einem ständigen Änderungsprozess ausgesetzt ist.
Wie sieht der Sportverein im Jahr 2030 aus? Welche Herausforderungen muss er in den nächsten 13 Jahren meistern?
In der von uns in Auftrag gegebenen Zukunftsstudie kamen viele wichtige Fakten zu Tage, die auch an markanten Aussagen festgemacht werden können. Eine davon ist zum Beispiel: Sport ist wichtiger als Sex oder Bücher! Das ergab eine entsprechende Umfrage und zeigt, welches Potenzial wir in all den Sportvereinen in unserem Verbandsgebiet haben.
Megatrends wie zum Beispiel Individualisierung, Digitalisierung und Konnektivität geben Anlass zu Frage, ob gemeinnützige Sportvereine auch in Zukunft den richtigen Rahmen bieten, um Menschen zusammenzubringen? Oder werden sie neben all den informellen Sportgruppen, die sich über soziale Netzwerke zusammenfinden und mit virtuellen Trainern trainieren nur noch eine Nebenrolle spielen?
Die gute Nachricht zuerst: Gesundheit ist und bleibt ein Megatrend. Immer mehr Menschen wollen aktiv etwas für ihre Gesundheit tun, einen Ausgleich zum stressigen Alltag schaffen, sich mit Gleichgesinnten messen, austauschen und einfach nur Spaß haben.
Eindeutig ist aber auch: „Vereinsmeierei“ hat keine Zukunft. Der erfolgreiche Verein von morgen ist offen für Neues und bringt den Sport raus aus der Turnhalle hin zu den Menschen.
Um die kommenden Herausforderungen zu meistern bieten sich Kooperationen mit Kitas und Schulen, Parksport und offene Bewegungsangebote an. Sie sind erste gangbare Schritte in Richtung Zukunft.
Aber was heißt das nun für einen Verein? Was kann er konkret machen, um diesen Herausforderungen „Herr“ zu werden?
Auch dazu haben wir eine Antwort in Form eines sogenannten „Workbooks“ erarbeitet.
Das Workbook ist ein pragmatischer Leitfaden, mit dem sich Verantwortungsträger von Vereinen Schritt für Schritt dem komplexen Thema „Zukunft“ annähern können. Es ist für jeden Verein nutzbar, unabhängig von seiner Mitgliederzahl oder der Größe seiner Kommune. Und es ist auch ein guter Impuls, um zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung neu anzupacken oder kreativ weiterzuentwickeln.
Mit dem Bearbeiten des Workbooks entsteht nach und nach ein ganz spezifischer, auf den einzelnen Verein zugeschnittener Fahrplan für die kommenden zehn Jahre.
Die Erstellung des Workbooks ist unser Jubiläumsgeschenk an alle unsere Vereine. Und viele machen schon jetzt fleißig Gebrauch davon, es für lediglich 25 Euro zu erwerben.