"Das große Interesse ist ein gutes Signal"

Das Workbook feiert im Februar seinen zweiten Geburtstag. Warum das Projekt "Sportverein 2030" schon jetzt eine Erfolgsgeschichte ist, verrät die Zukunftsexpertin Iris Kümmerle im Interview.

Fast zwei Jahre ist es her. Anfang Februar 2018 ging das Workbook zum Projekt Sportverein 2030 in den Verkauf. Mittlerweile sind rund 1300 Bücher im Umlauf, viele Vereine beschäftigen sich intensiv mit der Zukunft. Für STB-Vizepräsidentin Iris Kümmerle ist das Workbook schon jetzt eine Erfolgsgeschichte.  „Es ist ein sehr gutes Signal, dass viele Vereine bereit sind, Zeit, Geld und viel Energie zu investieren, um sich fit für die Zukunft zu machen“, sagt die Zukunftsexpertin im Interview.

 

Das Workbook feiert seinen zweiten Geburtstag. Darf man zu einem gelungenen Projekt gratulieren?
Auf jeden Fall. Das ist ein tolles Projekt, welches Vereine dazu motiviert, an ihre Zukunft zu denken. Gerade in traditionellen Organisationen, die es teilweise seit mehr als 100 oder sogar 150 Jahren gibt,  ist es oftmals nicht einfach, Neues zu wagen. Unser Workbook kann gute Impulse geben, es doch zu tun und sich mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen.

Wie viele Workbooks wurden bislang verkauft?
Es sind derzeit 1200 bis 1300 Bücher in der Verteilung. Das ist eine gute Zahl, die aber angesichts unserer vielen Vereine gerne noch höher sein dürfte. Aber das große Interesse ist auf jeden Fall ein sehr gutes Signal dafür, dass viele Vereine bereit sind, Geld und Zeit zu investieren, um sich fit für die Zukunft zu machen.

Wie schafft man es, eingefahrene Strukturen aufzubrechen?
Vor allem braucht man dafür Menschen, die sich einsetzen und denen der Verein und dessen Zukunft am Herzen liegen. Das sollten nicht nur die üblichen Verdächtigen sein, sondern bestenfalls eine vielfältige Gruppe - junge Menschen, solche mit Erfahrung, vielleicht welche, die aus anderen Vereinen berichten können oder beruflich mit dem Kontext Zukunft zu tun haben. Wenn sich so eine Gruppe mit der Zukunft beschäftigt, dann ist die Chance groß, dass auch etwas passiert. Die große Frage ist aber immer: Wie fange ich an? Wie kann ich meine Ideen durchsetzen, auch wenn zum Beispiel der Vorstand signalisiert, dass er keine Lust auf Veränderungen hat? Wir können nur raten: Sucht euch Menschen, die motiviert sind und bereit, sich zu engagieren! Damit ist der erste Schritt getan.

"Strukturen zu verändern, kostet nicht nur Geld, sondern vor allem sehr viel Mühe und Beharrlichkeit."

Wie schwierig sind solche Menschen zu finden?
Die gibt es zum Glück in jedem Verein. Die Frage ist immer nur: Wie viel Raum bekommen sie? Werden sie auch gehört? Und bekommen sie die Möglichkeit, ihre Ideen umzusetzen? Strukturen zu verändern, kostet nicht nur Geld, sondern vor allem sehr viel Mühe und Beharrlichkeit.

In den fünf Pilotvereinen haben sich Menschen, die sich aktiv mit dem Thema Zukunft beschäftigen wollen, gefunden. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir betreuen aktuell vier Projekte. Der TV Cannstatt und Sportkultur Stuttgart haben ein gemeinsames Projekt erarbeitet, außerdem gehören der TV Spaichingen, die SG Schramberg und der TV Dornstetten zu unseren Pilotvereinen. Wir als Verband unterstützen die Vereine dabei, wo immer sie Unterstützung brauchen. Sei es mit Moderationen, zum Beispiel bei Kick-off-Veranstaltungen oder Klausurtagungen. Sie bekommen weiterführendes Material von uns, und wir beraten sie auch in konkreten Fragestellungen oder vermitteln Erfahrungen und Kontakte zu anderen Vereinen.

Wie wurden die Vereine ausgewählt?
Bei Impulsworkshops haben wir unser Workbook vorgestellt. Ursprünglich war der Plan, zwei Pilotprojekte auszuwählen. Da aber die Resonanz so groß war, haben wir uns auf vier verständigt. So können wir eine größere Bandbreite an Vereinen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Strukturen abdecken - vom Großverein aus der Stadt bis zum kleineren Verein vom Land.

"Es ist schön zu sehen, was aus dem Projekt 2030 resultiert und was die Vereine daraus machen."

Welche Projekte wurden bislang angestoßen?
Ganz unterschiedliche. Die Stuttgarter Vereine kooperieren und bündeln ihr Wissen, weil sie erkannt haben, dass sie gemeinsam mehr bewegen können – zum Beispiel mit gemeinsamen Werbeaktivitäten und Angeboten. Andere Vereine haben bereits neue Angebote installiert, wie zum Beispiel ein Inklusionsangebot oder eine Kooperation mit Altenhilfeeinrichtungen. Es ist schön zu sehen, was aus dem Projekt 2030 resultiert und was die Vereine daraus machen. Manche stoßen gleich große Projekte an, andere kleinere, die später intensiviert werden können. Wichtig ist, dass der Impuls, neu zu denken, gegeben wurde.

Was ist für das Jahr 2020 geplant?
Wir werden auch in diesem Jahr Workshops anbieten, für die wir uns einige Schwerpunktthemen herausgezogen haben. Dort werden wir das Workbook präsentieren und zeigen, wie man mit ihm arbeitet. Diese Workshops werden über die Turngaue organisiert, die am nächsten an den Vereinen dran sind. Jeder Turngau hat die Möglichkeit, gemeinsam mit uns ein bis zwei Workshops im Jahr anzubieten. Wir stellen dann die Referenten und koordinieren die Themen.

Was können Vereine tun, wenn sie selbst die Initiative ergreifen wollen?
Vereine mit dem Wunsch zu einem Workshop mit einem bestimmten Thema können sich gerne an uns wenden. Das wird schon rege genutzt. Spannend ist  auch, dass mittlerweile sogar  Kommunen an uns herantreten,  die das Thema ganzheitlich angehen wollen und gemeinsam mit den Vereinen, aber auch anderen Akteuren im Ort Zukunft gestalten möchten. Denn natürlich lässt sich unser Projekt auch auf Vereine außerhalb des Sports übertragen, auf Landfrauen, Musikvereine und Ähnliches. Die Zukunft betrifft alle.

 

Noch kein Workbook im Verein? Hier findest Du weitere Informationen.

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